OLOGHS ERFOLG

«Einfach probieren und schnuppern, vorbeigehen und keine Angst haben. Man muss Selbstvertrauen in sich haben, um einfach mal etwas auszuprobieren und Unterstützung annehmen.» - Ologh B.T. (Jg 1996)
OLOGH B.T.
Jg. 1998
Eintritt ins Motivationssemester Mai 2020, Austritt Juli 2021

ELKE DANHOFER
Berufsbildnerin für Printmedienpraktiker EBA bei Model AG, Weinfelden


Wie haben Sie die Begleitung im Motivationssemester/Integrationskurs 3 erlebt?

O.T.: Die Begleitung im Motivationssemester habe ich sehr gut erlebt, ich habe viel gelernt, wurde gut betreut. Mir war anfänglich nicht klar, welchen Beruf ich lernen sollte, ich wollte immer in die Pflege. Dann haben wurden mir zwei Ideen gebracht: Printmedienpraktiker EBA und Unterhaltspraktiker EBA. Nachdem ich dann geschnuppert habe, konnte ich mich rasch für den Beruf Printmedienpraktiker entscheiden.

Im Bildungsbereich war es für mich kompliziert, dort wurde viel Mundart geredet und mein Deutsch Niveau war sehr, sehr tief. Ich war sehr traurig und enttäuscht, dass ich keinen Erfolg hatte und im Coaching habe ich geübt Schritt für Schritt zu gehen und kleine Erfolge zu haben. Dazu gehörte auch die zusätzliche Unterstützung eines Nachhilfelehrers (organisiert durch die Fachstelle Integration) anzunehmen.  Am Anfang habe ich Nein zu einem Nachhilfelehrer gesagt. Ich wollte, dass zuerst der Unterricht im Motivationssemester beendet ist. Ich wollte nicht gleichzeitig beides, ich hatte Angst, dass es für mich zu viel würde. Meine Beraterin hat mir gesagt, ich soll einmal den Versuch machen, ich hatte nichts zu verlieren. So hatte ich mit dem Nachhilfelehrer ein Gespräch und nachher war es sehr gut.
Besonders geschätzt an der Zusammenarbeit im Motivationssemester habe ich auch die Hilfe bei den Bewerbungen und in der Schule.

Was gefällt Ihnen bei Ihrer Arbeit als Printmedienpraktiker besonders gut?

O.T.: Wir arbeiten im Team, das ist sehr gut. Ich kann handwerklich und auch technisch arbeiten, das hatte ich mir immer gewünscht. Das ist der richtige Ort für mich zum Arbeiten und ich fühle mich wohl und das Arbeitsklima ist sehr gut hier. Ich kann frei arbeiten, obwohl ich noch gar nicht sehr weit bin.

E. D.: Ologh T. kommt durch seine freundliche und hilfsbereite Art im Team sehr gut an. Alle lieben es, mit ihm zusammen zu arbeiten. Das ist etwas, das nicht jeder hat und in einem Grossbetrieb ist dies auch schwierig, aber
er kommt mit allen MA gut klar. Er hat eine ganz feine und anständige Art. Was mir gefällt, ist, wie er sein Wissen an Schnuppis weitergibt. Das ist das Schönste für mich, wenn er die Abteilung zeigt, mit welcher Sorgfalt und welchem Engagement er den jungen Leuten sein Wissen weitergibt. Er hat so eine feine, ruhige und zuverlässige Art, dass ich ihn eines Tages als Ausbilder für Printmedienpraktiker sehe.

Wie läuft es in der Berufsschule?

O. T.: Ich gehe sehr gerne in die Schule, die Fächer sind nicht so schwierig, auch der Lehrer und die anderen Schüler sind gut. Und ich gebe mir viel Mühe, dass ich gut lerne und die Chance nutze. Ich habe jetzt meine Vertiefungsarbeit fertig geschrieben, nun muss die Arbeit noch gebunden werden nächste Woche (inzwischen wissen wir, dass er die Note 6 für seine VA «Mein Leben in Afghanistan und in der Schweiz» erhalten hat).

Wie ist es Ihnen in anderen Bereichen ergangen?

O.T.: Gerade konnte ich eine Wohnung der Model AG beziehen. Ich habe Riesen Schritte gemacht, bezahle meine Rechnungen selber und komme nun gut mit meinem Leben klar. Der Nachhilfelehrer begleitet mich weiterhin sehr eng in allen Lebenslagen.

E. D.: Der Nachhilfelehrer hilft nicht nur im Schulischen, sondern unterstützt inzwischen auch bei finanziellen Fragen. Er hat dafür gesorgt, dass O.T. nun bis Ende der Lehre Stipendien erhält. Selbst beim Umzug in die neue Wohnung hat er geholfen, ebenso wie natürlich bei der VA für die BFS, ihm gehört ein grosses, grosses Lob!

Auf jeden Fall soll es später eine EFZ Ausbildung geben, denn O.T. ist Klassenbester in allen Fächern. Im Sommer 2023 wird er die EBA beenden, und erhält später mit Artikel 32 die Möglichkeit eine EFZ zu absolvieren. So hat O.T. auch Geld zum Leben und kann sich finanziell auf eigene Beine stellen.

Welche Ratschläge hätten Sie an andere junge Menschen für den Weg in die Berufsbildung?

O.T.: Einfach probieren und schnuppern, vorbeigehen und keine Angst haben. Man muss Selbstvertrauen in sich haben, um einfach mal etwas auszuprobieren und Unterstützung annehmen.

E. D.: Wenn man bedenkt, wie schwer er sich am Anfang alles gemacht hat und dann sieht, wie er durch das eigene Handeln Erfolge aufweisen konnte – die Arbeit hat ihm ja niemand gemacht, er musste selber machen – er hat für sich diesen Weg genommen und das Ziel gesetzt. Seine Geschichte hat ihn geprägt und jetzt hat er eine richtige Karriere vor sich.

Wie haben Sie die Zusammenarbeit mit dem BASISJOB erlebt?

E. D.: Wir arbeiten schon viele Jahre mit dem Motivationssemester BASISJOB sehr erfolgreich zusammen und konnten bereits vielen Jugendlichen vom BASISJOB nach erfolgreichem Schnuppern und anschliessendem Praktikum eine Lehrstelle anbieten, die sonst durch unser Raster gefallen wären, weil die schulischen Leistungen, die schwachen Sprachkenntnisse nicht ausgereicht hätten. Durch das Praktikum können die Jugendlichen zeigen, dass man sich auf sie verlassen kann, auch wenn sie nicht die Super-Heroes in der Schule gewesen sind. Dadurch erhalten wir einen viel besseren Eindruck, als jedes Zeugnis und jeder Schnuppereinsatz zeigen können. Nicht jeder Jugendliche mit schlechten Zeugnisse, ist auch ein schlechter Lehrling. Viele haben einfach mit dem Schulsystem Mühe, erhalten ein schlechtes Zeugnis und werden als ungenügend dargestellt. Dabei sind sie vielleicht kreativ, extrem zuverlässig und handwerk-lich begabt, machen gut mit und lernen aber langsam. Und deswegen bieten wir jederzeit wieder gerne den Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus dem Motivationssemester die Möglichkeit, ihre Fähigkeiten und ihr Interesse in unserem Betrieb zu zeigen, denn es ist eine totale win-win Situation. Ich schätze gut die Hälfte meiner Lehrlinge über die letzten 15 Jahre sind aus dem Motivationssemester – und bis heute erfolgreich, z.B. als Schichtführer.